Ölherstellung in der historischen Ölmühle

 

In der historischen Ölmühle wurde hauptsächlich Raps verarbeitet.

Der Herstellungsprozess umfasst, neben der abschließenden Reinigung des Öles, drei Verarbeitungsschritte.

1. Der Walzenstuhl:

Zur Schonung der Mahlsteine des Kollerganges wurde das Rapskorn aufgebrochen oder vorgemahlen. Hierzu wird das Rapskorn durch zwei gegenläufige Walzen gequetscht und die harte Schale aufgebrochen.

Früher hing der Walzenstuhl unter der Decke des Mühlenraumes und wurde direkt über einen Behälter auf dem Kornspeicher befüllt. Der Ölmüller konnte nächtens bereits eine ausreichende Menge an Mahlgut vorbereiten, was eine enorme Zeiteinsparung bedeutete.

Heute ist der Walzenstuhl aus bautechnischen Gründen auf einem Gestell montiert, was aber die Funktionalität nicht einschränkt.

 

 

2. Der Kollergang:

In dem sogenannten Kollergang findet der Hauptmahlvorgang statt. Der Kollergang besteht aus drei Sandsteinen: einem waggerecht liegenden Stein und zwei senkrecht darauf laufenden Steinen. Im Gegensatz zu einer Mahlmühle wird das Korn nicht fein zermahlen sondern durch die Gewichtskraft der Steine zerquetscht. In einem Mahlvorgang werden ca. 20 kg Raps unter Zugabe von ca. 2 Liter Wasser verarbeitet. Der Mahlvorgang dauert etwa 20 Minuten. Das Ende des Mahlvorganges wird bestimmt, indem die Masse in der Hand ausgedrückt wird. Fließt ohne großen Druck Öl heraus, ist der Mahlvorgang fertig. Mit Hilfe eines Schabers wird die mittlerweile ölige Masse unter den Steinen herausgekratzt. Nun kann das Pressen erfolgen.

 

 

3. Die Presse:

In der Spindelpresse aus dem Jahr 1923 wird nun endlich das Öl aus dem Mahlgut gepresst.

Die ölige Masse wird in Presstücher aus grobem Leinen gefüllt und zu kleinen Säckchen geformt. Diese Säckchen werden getrennt durch Blechplatten in den Presszylinder gefüllt. Der Presszylinder fasst 7-8 solcher Säckchen. Der Presszylinder wird nun unter die Presse geschoben und die Presse durch Verschieben des Riemes in Gang gesetzt. Zunächst wird der Pressstempel im ‚Schnellgang’, aber ohne große Kraft heruntergefahren. Wenn die Kraft des ‚Schnellganges’ nicht mehr ausreicht, der Riemen rutscht auf der Riemenscheibe durch, wird der Riemen in die Leerlaufposition zurückgeschoben. Nun wird der ‚Pressgang’ durch Verschieben eines Zahnrades eingelegt. Über einen 2. Riementrieb und einer dreifachen Untersetzung wird der Pressvorgang mit langsamer Geschwindigkeit, aber mit hoher Kraft fortgesetzt. Der Presszylinder ist umlaufend mit feinen Bohrungen ausgestattet, aus denen nun das Öl austritt und mittels Ablaufrinne in einen Behälter geleitet wird.

Zurück im Presszylinder bleibt der Ölkuchen, der in früherer Zeit ein begehrtes Viehfutter war und ähnlich dem heutigen Kraftfutter zugefüttert wurde.

 

Zur Gewinnung von Lampenöl oder Schmierfetten wurde ein Teil dieser Ölkuchen nochmals gemahlen und in einer Röstpfanne erhitzt. Nochmals gepresst erhielt man ein dunkles, zähflüssiges Öl.

 

 

4. Die Reinigung des Öls:

Das Öl ist direkt nach der Pressung noch nicht gebrauchsfertig und muß noch ‚klaren’.

In sogenannten Setzfässern setzten sich in Lauf der nächsten 2 Wochen die verbliebenen Schwebstoffe am Boden ab, bis das Öl eine goldgelbe Farbe hat.